Sonntag. Es schneit. Nicht nur draussen, auch in meinem Kopf. Er fühlt sich noch etwas wuschig an und es summt im Hirn. Ausserdem tut mir die rechte Schulter weh, ich habe offensichtlich blöd darauf gelegen beim Schlafen. Eine unbekannte Kraft dreht mir immer wieder den Kopf vom Bildschirm weg, hin zum Fenster, damit ich den Schneeflocken auf ihrem Tanz Richtung Boden zusehe. Dabei sollte ich doch schreiben! Ich wollte doch dieses Wochenende nutzen, um am dritten Kapitel des dritten Teils meiner Trilogie weiterzuschreiben. Und ich wollte den zweiten Teil weiter überarbeiten, denn der sollte ja auch endlich einmal ganz fertig werden. Gestern habe ich immerhin fast zwei Seiten geschrieben (was nur zwei Seiten? Schäm dich!) und später, als ich gemeinsam mit meinen Katzen auf dem Sofa die Beine hochgelegt habe, die nächste Szene imaginiert, welche ich dann anschliessend auch in mein Notizheft geschrieben habe. Als Entwurf, in Stichworten und Textfetzen, damit sie mir nicht davonwirbeln wie die Schneeflocken. Wenn ich von Seiten schreibe, meine ich noch nicht Normseiten sondern normale A4Seiten in 11er Schrift. Das nur zu meinem eigenen Trost. Was jammere ich hier eigentlich herum? Ach ja, die Solltes. Die stellen sich immer wieder vor mein Schreiben wie Leute beim Einkaufen an Samstagen. Ich sollte noch staubsaugen (ja, ich weiss, es ist Sonntag. Aber ich habe es gestern nicht übers Herz gebracht, meine Katzen von ihren gemütlichen Schlafplätzen im Wohnzimmer zu verjagen), ich sollte Rechnungen bezahlen, die Steuererklärung ausfüllen, das Geschirr abwaschen, das sich in der Spüle stapelt (die Maschine ist kaputt), meine Haare waschen, Und schon wieder ist mein Blick aus dem Fenster gewandert und hat dem Flockenwirbel zugeschaut. Dabei kam mir der Gedanke: Was wäre, wenn jede Flocke ein Buchstabe wäre und sich zufällig oder auch nicht, so neben die nächste legen würde, dass sich daraus eine Geschichte, Geschichten oder die unendliche Wintergeschichte schriebe? Kennt ihr das auch, mit diesen Solltes? Stehen bei euch auch immer soviele davon im Weg herum? Sollte man sie nicht alle zusammen verbannen auf einen weit entfernten Planeten namens SollteXRC? Ich sollte was trinken. Und ich sollte mich unbedingt mehr bewegen. Dann, wenn ich geschrieben habe. Oder zwischendurch, um mein Hirn zu durchlüften und neuen Inspirationen Platz zu machen. Und dann lese ich auf Facebook (wo ich mich auch nicht so oft aufhalten sollte, weil das meine kostbare Schreibzeit frisst) wieviel andere Autorinnen so runtertippen und wie oft und eben viel die so schreiben und dann frage ich mich: Sollte ich mich mit meinem bisschen Schreiben daneben wirklich noch Autorin nennen? Oder sollte ich vorher nicht auch soviel schreiben wie die? Die Schneeflocken, zumindest die grossen, sind am Boden angekommen, das Wuschige hat sich aus meinem Kopf herausgeschrieben und ich dehne mich innerlich aus und es lächelt dazu. Nein, ich bin ich, und andere sind anders und das ist gut so. Die Solltes bleiben eben solange liegen (oder stehen im Weg herum), bis sie den Wolltes weichen, so wie die Katzen irgendwann dem Staubsauger weichen müssen, und dann ist da wieder freier Raum für Kreativität (und ein paar neue Solltes (-;) Uuuund ich vergleiche mich nicht mehr mit anderen Autorinnen, sondern schreibe einfach so, wie es mir aus Herz und Bauch und Kopf und Fingern fliesst. Manchmal mehr, manchmal eben weniger.
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